Weltanschauungsfragen

Sekten und Sondergemeinschaften
Religiöse Gruppen

Immer mehr Sekten und Sondergemeinschaft bewegen sich in unserer Gesellschaft. Durch die inzwischen entstandene Vielfalt wird die Aufklärung und Orientierung gegenüber Sondergruppen und sogenannten Sekten immer mehr zu einer Aufgabe der Gemeindearbeit.

Bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde unsere Kultur vom Gegensatz zwischen der christlichen Tradition und dem Vernunftglauben der Aufklärung geprägt.

Religiöse Sondergruppen und sogenannte Sekten gehörten fast immer zur christlichen Tradition, wie heute noch Jehovas Zeugen oder die Neuapostolische Kirche. Nur wenige entstanden durch Glaubensvermischung (Mormonen) oder kamen aus Asien nach Deutschland (Bahai). Daneben gewann der Okkultismus des 19. Jahrhunderts Einfluss auf viele Menschen, zB durch Theosophie und Spiritismus. Wesentliche Merkmale der christlichen Sekten waren und sind der exklusive Anspruch auf das Heil, also die Gegnerschaft zur Ökumene, sowie die Vermischung der christlichen Heilshoffnung mit anderen Heilswegen und die Vorstellung, die Heilige Schrift müsse ergänzt bzw durch andere Offenbarungen fortgeführt werden.
 
Bei der Analyse dieser Gemeinschaften bleiben die Arbeiten des Württemberger Pressepfarrers Kurt Hutten in dem Standardwerk "Seher, Grübler, Enthusiasten” bis heute wegweisend.

Die Situation änderte sich allerdings um 1970 mit dem Auftreten neureligiöser und ideologischer Gruppen, die aus dem Ausland (fast immer aus den USA) kommend in Deutschland missionierten und eine bisher unbekannte Radikalität an den Tag legten (zB Scientology, Hare Krischna, Ananda Marga, Vereinigungskirche). Viele junge Menschen schlossen sich ihnen aufgrund einer Protesthaltung gegenüber der eigenen Kultur an. Dadurch entstand der Begriff "Jugendreligion” (Friedrich Wilhelm Haack), später "neue religiöse Bewegung”, "destruktiver Kult” usw. In der Öffentlichkeit sprach man pauschal von "Jugendsekten” und der Begriff Sekte dehnte sich auf den ganzen Bereich radikaler, religiöser und weltanschaulicher Gemeinschaften aus. Dem entspricht der heute gängige, sozialwissenschaftliche Sektenbegriff: Danach kennzeichnet eine Sekte, dass sie in starker Spannung, in Widerspruch und Gegensatz zu ihrer Umwelt lebt. Allerdings bleibt offen, wo die Ursachen der Konflikte liegen: Intoleranz und Druck von Seiten der Mehrheit sind ebenso möglich wie ideologische Enge, Sendungsbewusstsein und Unmenschlichkeit auf Seiten der als Sekten bezeichneten Gruppen.

Durch die inzwischen entstandene Vielfalt wird die Aufklärung und Orientierung gegenüber Sondergruppen und sog. Sekten immer mehr zu einer Aufgabe der Gemeindearbeit. Das Nebeneinander verschiedener Begriffsebenen macht es dabei unvermeidlich, das Gemeinte näher zu erläutern, wenn man von Sekten sprechen will. Man muss christliche Sekten, Sekten aus dem japanischen Buddhismus, esoterische Sekten usw unterscheiden. Die in Soziologie, Theologie und Religionswissenschaft übliche, neutrale Verwendung des Sektenbegriffs lässt sich nicht mehr ohne Erläuterung benutzen, da sich der Begriff Sekte umgangssprachlich auf Gruppen bezieht, die soziale Konflikte, familiäre Probleme und materielle Schäden hervorrufen, die sich radikal bis fanatisch äußern und ein extremes Sendungsbewusstsein an den Tag legen. Diese Kritik trifft zwar öfters die Realität, manchmal jedoch auch nicht. Daher sollte man sich in persönlichen und öffentlichen Äußerungen um eine differenzierte Sprache bemühen, die zwar Konflikte benennt, jedoch keine Vorverurteilung der einen oder anderen Seite vornimmt. Dabei empfiehlt es sich, das Wort "Sekte” sehr bedachtsam oder gar nicht zu benutzen.

 

Kontakt und Information

Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen (Weltanschauungsbeauftragte der Landeskirche)

Pfarrer Andreas Oelze, Weltanschauungsbeauftragter

Telefon: 0711-22 93 63 276

E-Mail: andreas.oelzedontospamme@gowaway.elk-wue.de

 

Dipl.-Theol. Svenja Hardecker, Referentin für Weltanschauungsfragen

Telefon: 0711-22 93 63 236

E-Mail: svenja.hardeckerdontospamme@gowaway.elk-wue.de

 

M.A. Philipp Kohler, Referent für Weltanschauungsfragen

Telefon: 0711-22 93 63 297

E-Mail: philipp.kohlerdontospamme@gowaway.elk-wue.de

 

 


Weiterführende Links:

Die landeskirchliche Fachstelle für Weltanschauungsfragen

https://www.weltanschauungsbeauftragte.elk-wue.de

 

Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EKD)

http://www.ezw-berlin.de/

 

Downloads Handbuch für Kirchengemeinderäte Kapitel 7 Neue religiöse Bewegungen und Sondergemeinschaften.

https://www.service.elk-wue.de/arbeitshilfen/handbuecher/kirchengemeinderaete.html