Reformation und Kunst

Am Montag wurde die neueste Stele des Crailsheimer Reformationswegs an der Spitalkapelle aufgestellt. Vorgestern wurde die Station mit dem Titel "Reformation und Kunst“ der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

Oberbürgermeister Rudolf Michl lobte in seinem Grußwort die gut gewählte Stelle neben der ehemaligen Kapelle und im Areal des heutigen Stadtmuseums für die dritte Station des Crailsheimer Reformationsweges und bedankte sich bei Familie Schmidt-Weiss, die die Stele „Reformation und Kunst“ finanzierte. Dekan Dr. Winfried Dalferth erinnerte daran, dass in Crailsheim der Bildersturm zu Reformationszeiten ohne große Zerstörung und Vandalismus ablief. Zwar wurden Kunstwerke „auf dem Weg vom Bild zum Wort“ ganz im Lutherischen Sinne aus Kirchen entfernt, aber eben nicht vernichtet.

„Kunst kann verkündigen“, erklärte Dalferth weiter. Alle Religionen seien daher mit der Kunst eng verbunden. Viele Menschen kämen an den Sonntagen früher zu den Gottesdiensten in der Johanneskirche, um den „Raum mit Kunst und den Raum als Kunst“ zu erleben. „Kunst weist über sich hinaus auf den Begaber aller großen und kleinen Künstler“ und wird so zum anschaulichen Gotteslob“, schloss Dalferth.

Die Wahl auf den großen Sandstein traf Künstler Rudolf Kurz, weil dieser bereits als roher Stein Brüche und Verletzungen aufwies und die Zerstörung in sich trage. Auch passe Raumklang, Farbigkeit und Proportion gut zum Standort. In diesen Stein arbeitete Rudolf Kurz ein Porträt Martin Luthers ein. Dabei schuf er ein Bildzitat, das sich auf das berühmte Gemälde von Lucas Cranach (1472-1553) bezieht. Luther war mit Cranach eng befreundet, erzählte Kurz. Luther hatte also eine Beziehung zur Kunst. Und vor allem verstand er es, Bilder und Bildinhalte für sich und die Reformation einzusetzen. "Martin Luther war sich der Kraft des Bildes bewusst und hat damit gearbeitet“, so Kurz.

Der vielschichtigen und teils widersprüchlichen Persönlichkeit Luthers näherte sich Kurz wieder über den Stein. Dieser zeigt im oberen Teil verschiedene Schichten auf. Am linken Stelenrand sind Buchseiten angedeutet, die vielleicht an die vielen Kapitel, die die Reformation im Laufe der Zeit schrieb, erinnern. Zur Stele gehört auch eine Texttafel, die den Zusammenhang von Reformation und Kunst erläutert.

 

v.l.n.r. Annette Sawade, MdB, Dekan Dr. Winfried Dalferth, Prof Dr. Margot Käßmann, Oberbürgermeister Rudolf Michl

Andacht am Reformationsweg mit Prof Dr. Margot Käßmann

 

Stele 3 sollte ursprünglich nach einer Andacht am Reformationsweg mit Frau Prof Dr. Margot Käßmann eingeweiht werden. Durch Erkrankung des Künstlers Rudolf Kurz konnte die Stele nicht eingeweiht werden. Die Andacht allerdings fand statt.

Die Reformation und die Kunst

Stadtblatt 41 - 10.10.2013