Reformation und Demokratie

Setzten sich für die neue Stele am Rathaus ein (von links): Frank Hippelein (Schön + Hippelein Natursteine), Pfarrer Thomas Hertlein, OB Rudolf Michl, Künstler Rudolf Kurz, Dekan Dr. Winfried Dalferth und Diakon Werner Branke

 

Am Rathausturm thematisiert der Reformationsweg die Religionsfreiheit

Zum Stadtfeiertag wurde am Sonntagvormittag eine weitere neue Stele des Crailsheimer Reformationswegs eingeweiht. Der Ort: am Rathausturm. Das Thema: Reformation und Demokratie.

 

Nein, der Reformationsweg ist nicht nur christlich. Er beschäftigt sich auch mit politischen Themen. Mit der Religionsfreiheit zum Beispiel. Die Stele, die jetzt eingeweiht wurde, steht genau dafür. Die Stele ist schlicht und leicht asymmetrisch, ein Steinblock aus Crailsheimer Muschelkalk, gespendet von der Firma Schön + Hippelein. Eine Bronzetafel ist darauf angebracht. Auf ihr steht nichts Religiöses - und doch betrifft es die Religion wie kaum etwas anderes: "Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und des weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich". Es ist Artikel 4 des Grundgesetzes.

"Ich weiß zu schätzen, dass die Stele näher am Rathaus steht als an der Liebfrauenkapelle", scherzte Oberbürgermeister Michl, auch wenn das Thema "Luther und Demokratie" ein komplexes sei.

Künstler Rudolf Kurz allerdings sagte, der Stein stehe da schon richtig. Mit seinem asymmetrischen Schnitt verbinde er Rathaus und Kapelle, öffne sich dem Platz und nicht zuletzt der Jugend in der Gestalt von Friedrich Schiller. Der Sturm-und-Drang-Schriftsteller blickt nämlich als Portrait von der Schiller-Apotheke auf die Szenerie herab. "Die Jugend hat ja drängende Fragen. Sie will immer wissen, was jetzt wichtig ist. Und was jetzt richtig ist", sagte Kurz. Dennoch lohne bisweilen auch der Blick zurück. Als er an der Stele arbeitete, habe er immer wieder an Pater Rupert Mayer denken müssen. Der Jesuit war während der Nazi-Zeit für Religionsfreiheit eingetreten. In München, der "Hauptstadt der Bewegung" habe er zu Fronleichnamsprozessionen aufgerufen. "Er wollte zeigen, dass es auch noch einen anderen, einen größeren gebe, dem man folgen kann", erklärte Kurz.

Die Stele am Rathaus - es ist die vierte von insgesamt zwölf, die für den Reformationsweg geplant sind - stehe wie kaum eine andere auch für den "Dreiklang der Verantwortlichen", sagte Kurz. Hier arbeiten schließlich drei Gemeinden zusammen, die evangelische, die katholische und die politische.

Dies griff Dekan Dr. Dalferth auf. Er plädierte dafür, dass alle Entscheidungsträger, ob kirchlich oder politisch, ihre Entscheidungen im "Verständnis füreinander" treffen sollten. Dies setze zwar ein gegenseitiges Kennenlernen voraus, "aber es bringt uns alle weiter."

Übrigens: Der Reformationsweg ist spendenfinanziert. Für "ungefähr drei Stelen" suche man noch Geldgeber, sagte Dekan Dalferth. Allerdings: Eine Spende von 8000 Euro für den Reformationsweg sei gerade in der vergangenen Woche eingegangen. Dalferth: "Wir können sie gut brauchen."

Bericht und Foto: UTE SCHÄFER | HT 25.02.2014

 

Die Reformation und die Demokratie

Stadtblatt 3 - 16.01.2014