„Wenn doch endlich mal die Sonne schiene, …“

„Wenn doch endlich mal die Sonne schiene, …“

„Wenn doch endlich mal die Sonne schiene, …“ „Der Boden braucht dringend Regen!“ „Hoffentlich hält das Wetter!“ – Ja, alle hoffen auf gutes Wetter, auch wenn unter „gut“ wohl jeder was anderes versteht … Es wird wahrscheinlich über nichts so viel gesprochen wie über das Wetter. Denn da kann jeder was zu sagen, selbst wenn man gerade nichts zu sagen weiß. Nur ändern können wir nichts – Gott sei Dank!

Der Monatsspruch für August aus Psalm 63 erinnert mich daran, dass alles zwei Seiten und verschiedene Perspektiven hat. Sonne & Schatten, warm & kalt, hell & dunkel, Tag & Nacht.

Alles hat zwei (oder noch mehr) Seiten und es ist gut so! Nur das eine wäre nicht gut. Wir erleben die Dürre, wenn der Regen ausbleibt, und wie Über-schwemmungen alles zerstören können.

Schatten klingt doch – wenn man nicht gerade in der Sonne schwitzt – eher negativ. Wenn jemand im Schatten von jemandem steht, kommt er nicht zu Geltung. Wenn sich ein Schatten über die Situation, wird es selten besser. Und wenn man nur ein Schatten seiner selbst ist, geht‘s einem definitiv nicht gut.
Der Psalmbeter aber frohlockt unter dem Schatten von Gottes Flügeln. Er nimmt ihn gerade da als Helfer war, Schatten steht hier für Schutz und Geborgenheit. Aber sicher nicht nur weil er gerade in der Sonne steht. Er spricht zwar auch von Dürre und Dürsten, aber nicht im Blick auf seinen Körper, sondern seine Seele. Sie dürstet nach Gott, sie sucht ihn, braucht ihn wie die Pflanzen das Wasser zum Leben. Das Wasser genauso wie das Licht.

Und wir, unsere Seelen brauchen wohl auch beides. Licht, Schatten, Sonne, Regen, Tag und Nacht. Auch wenn wir es uns oft anders wünschen, als es ist. Vielleicht kann es uns da ja helfen, an die zwei Seiten zu denken. Vielleicht erleben wir so in schweren Zeiten, welche Kraft uns geschenkt ist, sehen im Dunkel das Licht. Ich wünsche es uns – für unser ganz persönliches Leben, angesichts aktueller Krisenzeiten und im Blick auf unser Miteinander. Denn so wird uns auch schnell klar, dass bei allen Licht und Schatten ist – und vor allem, dass wir alle mit allem unter dem Schatten von Gottes Flügeln Zuflucht finden können.

Ihre Pfarrerin Inga Keller