Europäischer Stationenweg

 

In der im Nordosten von Baden-Württemberg gelegenen Stadt wurde 1522 die erste evangelische Predigt gehalten und durch den Reformator Adam Weiß der Prozess der Reformation in Gang gesetzt. Auch bei der Durchsetzung der Reformation in Mittelfranken spielten Adam Weiß und Crailsheim eine wichtige Rolle.

Crailsheim zählt zu den Städten in Süddeutschland, in denen die Reformation sehr früh Fuß fasste. Bereits 1522 predigte Adam Weiß, der Pfarrer an der Johanneskirche, „in evangelischem Sinn". Von Crailsheim aus war Weiß auch für die Durchsetzung der Reformation in Mittelfranken (frühere Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach) von herausragender Bedeutung.

Crailsheim liefert ein Beispiel dafür, dass die Reformation nicht nur eine Angelegenheit der Metropolen oder der Reichsstädte war, sondern in der protestantischen Bewegung auch Klein- und Mittelstädte eine wichtige Rolle spielten.

Im Mittelpunkt der zahlreichen Aktivitäten zum Reformationsjubiläum 2017 steht das Projekt eines „Crailsheimer Reformationsweges". In der Crailsheimer Innenstadt entsteht ein Rundweg mit zwölf Stationen, die unter verschiedenen Aspekten die Umbrüche deutlich machen, die durch die Reformation hervorgerufen wurden. Dabei wird besonders auf aktuelle Fragestellungen und Spannungsfelder sowie auf den lokalen und regionalen Bezug der einzelnen Themenschwerpunkte hingewiesen. Der „Crailsheimer Reformationsweg" ist eine gemeinsame Initiative der Stadt Crailsheim sowie der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden.

Als Geburtsstadt Hans Scholls und Eugen Grimmingers (Widerstandsgruppe Weiße Rose) stellt Crailsheim die Veranstaltungen des Reformationsjubiläums 2016/17 unter das Schwerpunktthema „Zivilcourage und bürgerschaftliches Engagement".

Der "Europäische Stationenweg" in Crailsheim

Der hiesige Reformator Adam Weiß höchstselbst hat in Crailsheim mit der Auflistung von Geburten und Sterbefällen begonnen. Fotos: Ute Schäfer

Immer mehr wird die Reformation zu einem Pfund, mit dem Crailsheim wuchern kann. Die Stadt gehört nun auch zum "Europäischen Stationenweg". Was genau geplant ist, wurde jetzt in Wittenberg vorgestellt.

"Crailsheim wird in einem Atemzug genannt mit Städten wie Wittenberg und Worms. Oder wie London, Berlin und Rom", sagte Stadtarchivar Folker Förtsch, als Crailsheim die Nachricht bekam, in die illustre Runde des "Europäischen Stationenwegs" aufgenommen worden zu sein. Das war in diesem Frühjahr. Jetzt laufen die Planungen langsam an: Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat in Wittenberg den "Europäischen Stationenweg" vorgestellt.

Mit ihm wollen die evangelische Kirche in Deutschland und der deutsche evangelische Kirchentag 500 Jahre nach der Reformation Menschen in Europa verbinden. Von Italien und England bis Finnland und Polen werden sich insgesamt 67 Orte in 18 Ländern beteiligen. "Die Reformation ist eine Weltbürgerin", erläuterte Heinrich Bedford-Strohm.

Und das ist der Plan: 67 Städte, die für die Reformation bedeutsam waren, die also eine Station auf deren Weg waren, werden in einer großen Tour der Reihe nach besucht. Den Weg legt ein sogenannter "Show-Truck" zurück, also ein Unterhaltungslastwagen mit Ausstellungen und Aktionen an Bord. Immer einen Tag lang macht er Station und lenkt den Blick der Öffentlichkeit auf die jeweilige Stadt und ihren Beitrag zur Reformation.

Bei Crailsheim liegt der auf der Hand: Es gibt nur wenige Städte, in denen schon so früh, nämlich 1522, evangelisch gepredigt wurde. Zu verdanken ist das den Crailsheimer Landesherren, den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach Kasimir und seinem Bruder Georg dem Frommen, auch Georg der Bekenner genannt. Sie schickten den hiesigen Reformator Adam Weiß zu einer Zeit in die Stadt, als der Thesenanschlag gerade fünf Jahre her war.

Für die Station Crailsheim sitzt der Arbeitskreis Lutherdekade an den Planungen für die Station vor Ort. "Wir begrüßen den Truck natürlich gebührend", sagt Dekan Dr. Winfried Dalferth, denn bisweilen sei ja auch ein Promi dabei. Nina Hagen reist zum Beispiel eine Weile mit. Auch Margot Kässmann, Frank-Walter Steinmeier oder Friedrich Schorlemmer sind wohl mit von der Partie. Dalferth: "Aber wer hierherkommt, oder ob überhaupt jemand kommt, wissen wir noch nicht." Auf jeden Fall gibt es ein Programm vor Ort. Dalferth: "Es soll aber nicht historisch nach hinten gerichtet sein. Es soll das Heute und Morgen beleuchten und einen ökumenischen Aspekt haben." Musik wird's auch geben, doch auf Posaunenchöre und Kirchenmusik will der Arbeitskreis verzichten. "Es soll eben nicht typisch kirchlich werden. Wir denken da eher an Zigeunermusik oder so etwas."

Der Europäische Stationenweg startet in gut einem Jahr, und zwar Anfang November 2016 in Genf, der Welthauptstadt der Ökumene. Er kommt dann via Österreich und Tschechien nach Crailsheim - kurz vor Weihnachten übrigens, am 20. Dezember. Die Tour endet in Wittenberg am 20. Mai 2017. Dort mündet der Weg in die Weltausstellung zum 500. Reformationsjubiläum.

Bitte nichts verwechseln!

Achtung, Verwechslungsgefahr: Der Europäische Stationenweg, der am Donnerstag, 20. Dezember 2016 in Crailsheim Station macht, wird von der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) organisiert. Er hat nichts mit dem Crailsheimer Reformationsweg zu tun, jenem stelengesäumten Stadtrundgang, der derzeit in der Innenstadt entsteht. Dieser ist eine rein Crailsheimer Angelegenheit.

Selbst der Titel "Reformationsstadt Europa", mit dem sich Crailsheim schmücken darf, hat nichts mit den beiden vorigen Aktionen zu tun. Diese Auszeichnung wurde Crailsheim von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) verliehen. Sie listet 42 Städte in neun Ländern Europas auf.

UTE SCHÄFER | HT 29.09.2015

Paten eines solidarischen Europas

 

 

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Geschichten auf Reisen - Der Europäische Stationenweg zum Reformationsjubiläum 2017 kommt in 68 Orte in 19 Ländern, Pressemitteilung vom 17.9.2015

Statement von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Rates der EKD, 17.9.2015

Statement - Ulrich Schneider, Geschäftsführer "Reformationsjubiläum 2017 e.V." , 17.9.2015